Symptomübersicht

Migräne verstehen – Phase für Phase

Bevor du deine Migränesymptome einordnest, hilft es zu klären, zu welcher Phase des Migränezyklus sie gehören. Das erleichtert die genaue Zuordnung.

Migräneattacken verlaufen oft in klar unterscheidbaren Phasen. Nicht jede Person erlebt alle davon, und sie können sich von Anfall zu Anfall unterschiedlich äußern – doch das Erkennen der einzelnen Phasen hilft dabei, Symptome besser zu verstehen und einzuordnen.

Vorboten

Frühe Warnzeichen treten in der sogenannten prämotorischen Phase (auch Prodrom genannt) auf. Diese Phase wird oft noch nicht als Teil der eigentlichen Attacke gewertet, eröffnet aber die Möglichkeit für sehr frühzeitiges Eingreifen. Sie kann bis zu 48 Stunden vor Beginn des Kopfschmerzes auftreten und betrifft mehr als 70 % der Migränebetroffenen.

Einreichung zum Migraine Art Wettbewerb
Präzision vs. Sensitivität einzelner Frühsymptome. Die Blasengröße zeigt die relative Rate falsch positiver Vorhersagen (FPR). Basierend auf Daten von Giffin et al. (2013) visualisiert diese Grafik dreidimensional die Vorhersageproblematik von Migräneattacken anhand der Symptome der Vorphase: wie oft ein Zeichen einer Attacke vorausgeht (Sensitivität), wie zuverlässig es eine Attacke vorhersagt (Präzision), und wie häufig es Fehlalarme auslöst (FPR) © 2025 Migraine Aura Foundation

Aura

Mindestens 30 % der Migränebetroffenen erleben Auren – typischerweise kurz vor dem Kopfschmerz, mit einer Dauer von 5 bis 60 Minuten. Diese Zahl ist vermutlich unterrepräsentiert, da viele Menschen ihre Symptome nicht als Aura erkennen – insbesondere negative Symptome wie Gesichtsfeldausfälle oder Taubheitsgefühle. Siehe Bild unten.

Wechselbild
Quelle: Dahlem, M. A., & Chronicle, E. P. (2004), A computational perspective on migraine aura. Progress in neurobiology, 74(6), 351-361. https://doi.org/10.1016/j.pneurobio.2004.10.003
Obwohl visuelle Störungen am bekanntesten sind, kann die Aura viele andere Modalitäten betreffen – etwa Gefühlsempfindung, Sprache oder Bewegung.

Um dir zu helfen, herauszufinden, ob deine Symptome den klinischen Kriterien für Aura entsprechen, haben wir ein geführtes Werkzeug mit strukturierten Fragen entwickelt.

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Viele bringen Aura mit gezackten Mustern oder flimmernden Gesichtsfeldausfällen in Verbindung – Erfahrungen, die wahrscheinlich in sehr frühen visuellen Arealen des Gehirns im Okzipitallappen entstehen, also dort, wo elementare visuelle Wahrnehmung verarbeitet wird. Diese „klassischen“ visuellen Auren lassen sich relativ leicht beschreiben und zeichnen.

Auren, die hingegen in höheren Arealen wie dem Temporallappen oder Parietallappen entstehen – also dort, wo Objektwahrnehmung, Raumverarbeitung oder Bewegungswahrnehmung stattfindet – können sich in viel schwerer zu beschreibenden, teils surreal wirkenden Szenen äußern. Anstelle klarer Linien erscheinen dann möglicherweise verzerrte Perspektiven, seltsame Raumtiefen oder Größenverhältnisse – vergleichbar mit der Kunst von Giorgio de Chirico oder kubistischen Bildern.

Solche Auren können Erfahrungen wie Entfremdung, das Gefühl von „Unwirklichkeit“, Gesichtserkennungsstörungen, räumliche Desorientierung oder gar Zeitverzerrungen beinhalten – Hinweise auf eine Beteiligung höherer kortikaler Areale. Sie bleiben oft unerkannt oder werden nicht berichtet, gerade weil sie sich konventionell kaum fassen lassen.

Mit dem Aura-o-mat™ und dem MigraineBrainRadar™ entwickeln wir Werkzeuge, um auch komplexe oder seltene Auren zu erkennen und ihre Vorzeichen im Alltag sichtbar zu machen.

Einen Überblick über seltenere Auren findest du im Bereich Migränekunst.

Kopfschmerz

Die bekannteste Phase der Migräne – tritt in etwa 95 % der Attacken auf und dauert in der Regel 4 bis 72 Stunden.

Auflösungsphase

Oft auch als „Migräne-Kater“ bezeichnet. Diese Phase kann mehrere Tage andauern und betrifft etwa 70 % der Betroffenen.

Zwischen den Attacken

Die symptomfreie Phase zwischen zwei Attacken. Manche erleben hier völlige Normalität, andere berichten von Nachwirkungen wie Konzentrationsstörungen oder Erschöpfung.

Die genannten Zeitangaben entsprechen typischen Erfahrungswerten – doch es gibt Ausnahmen: Manche Attacken dauern länger als 72 Stunden (Status migrainosus), Auren können mehrere Modalitäten betreffen, jede für sich bis zu 60 Minuten lang, und einzelne Phasen können ganz fehlen (z. B. Aura ohne Kopfschmerz).

Um dein persönliches Muster zu erkennen, kann es hilfreich sein, zwischen den Phasen hin- und herzublättern und so das Gesamtbild deines Migräneverlaufs besser zu verstehen.